Mittwoch, 5. September 2018

Tag 8: Mittwoch, Fünfter Reittag

Wieder einmal weckt uns die Sonne: Das Zelt wird aufgeheizt auf 20°C und da wir für die Nachttemperaturen vorbereitet waren, reißen wir den Eingang auf und genießen freudig die wundervolle Aussicht!



Frühstück, abbauen, satteln, packen, Abritt. Alles wie immer. Bis auf die Tatsache, dass wir 3 Pferde und einen Menschen zurücklassen. Aufgrund des langsamen Vorankommens am Vortag müssen wir die Strecke ein bisschen anpassen. Statt über die weiteren Bergkämme reiten wir nun von unserem Nachtquartier "hin und zurück" und dann von dort weiter Richtung Shatili. Die Packpferde brauchen wir für den ersten Teil somit eigentlich nicht und da Eike auch nicht unglücklich über einen halben Tag Pause ist, bleiben Sie und die drei angepflockten Pferde auf der sonnigen Bergwiese und schauen uns hinterher

Eike hat ihre Entscheidung vermutlich nicht bereut; auch wenn wir von den Bergkämmen aus Aussicht auf unzählige Berge und Gebirgsketten haben  (u.a. den durch Prometheus bekannten über 5000m hohen Kasbek): Die Wege (die teilweise erst dann als solche zu erkennen sind, wenn das erste Pferd dort entlang geht) sind selbst für uns inzwischen "hartgesottene" noch immer extrem anspruchsvoll, fordern beim Reiten weiterhin eine gehörige Portion Urvertrauen ins Pferd und beim zu Fuß gehen allerhöchste Konzentration.






Der Lohn der Mühen jedoch ist grandios: Wir erreichen den Heiligen Berg der Schmuggler in über 3000 Meter Höhe und machen Rast auf einem riesigen Hochplateau, welches wir nach den ganzen spitz zulaufenden Bergkämmen so gar nicht erwartet haben.










Wer will darf auch noch das letzte Stück zu Fuß erklimmen. Das sieht verdammt weit aus; zu weit! Aber wie war das noch: "wenn wir schon mal hier sind..."
Der Wind peitscht von der Seite als wir dem angrenzenden Bergkamm zu Fuß noch weiter nach oben folgen.
Zwischendurch halten wir immer mal an, genießen die atemlose Aussicht und lassen alles auf uns wirken. Der wirkliche Grund für unsere kurze Verschnaufpause liegt jedoch eher darin, dass die Luft in dieser Höhe so dünn ist, dass uns wirklich die Puste ausgeht.



Von hier aus kann man in jede Richtung ca. 2 Tagesetappen weit sehen. Für Schmuggler optimal - auch wenn wir uns fragen, wer was und warum hier im Nirgendwo zu schmuggeln hat...?

Oben stehen wir wieder mal staunend und wünschen uns, die Eindrücke einfach für immer im Kopf abspeichern zu können.


Wieder zurück bei den Pferden und dem Rest der Truppe stärken wir uns noch kurz, bevor es zurück zu unserem gestrigen Nachtquartier geht. Statt einem erwarteten langweiligen - da bekannten - Rückweg fragen wir uns unentwegt "sind wir HIER vorhin wirklich lang?" Sowohl Auf- und Abstiege als auch ein Teil der schrägen Passagen wirken plötzlich völlig fremd und unpassierbar, was dazu führt, dass man den einen oder anderen Zweibeiner vorübergehend auch mal auf vier Beinen kriechen und kraxeln sieht.














Die Aufstiege selber sind zwar immer noch anstrengend, aber wir haben uns inzwischen an die Luftnot gewöhnt und unsere Regenerationszeiten haben sich auch deutlich verbessert.

Nach einer Pause am Nachtquartier geht es mit Eike und den Packpferden weiter. Zumindest laut Planung. Unsere Packpferde haben heute jedoch ihre eigenen Regeln. Dato muss wieder zurück reiten, um die zwei sonst so munteren Gesellen dazu zu bewegen der Gruppe zu folgen.

Unser Begleithund Lisa hingegen hat schon längst die nächste Bergkette angepeilt. Dort dreht sie sich um, blickt auf uns herab und grinst "auf auf, wo bleibt ihr denn?"




Dann wiederum sitzt sie am Rande des nächsten Bergkammes, schaut nachdenklich in die Ferne und wirkt wie der Herrscher vom König der Löwen, der sein gesamtes Land überblickt.











Nach einiger Zeit erreichen wir einen richtigen Weg, Eigentlich eher ein schmaler Trampelpfad; aber für uns wirkt das inzwischen wie eine Autobahn. Ab jetzt geht es zu Fuß abwärts. Lange. Sehr lange!











Die Packpferde, die den morgen über frei hatten finden das lustig und laufen zu Hochform auf: Hier abkürzen, dort im Weg stehen, da quer rüber, Trab, Galopp... Die Packtaschen rutschen und müssen neu verzurrt werden, ein Packseil reißt, alles wartet. Später zieht sich die Gruppe weit auseinander, Dato ist genervt.
Nach einer kurzen Reitetappe in der Ebene geht es abermals zu Fuß bergab weiter.
Als wir die Baumgrenze erreichen hackt Dato mit seinem Messer einen Ast vom Baum und schnitzt sich daraus einen zwei Meter langen Stock. Wir sind etwas irritiert, was er damit jetzt vorhat...

 Der Pfad ist nach 1000 Höhenmetern abwärts inzwischen in eine Wiesenfläche übergegangen und eine Jungpferdeherde stürmt galoppierend auf uns zu bis Dato sie vertreibt.





Unsere Packpferde galoppieren belustigt parallel dazu und haben heute morgen vermutlich wirklich einen Clown gefrühstückt. Diesmal halten jedoch Gepäck und Riemen den starken Kräften stand.







Als wir an einem kleinen Gehöft vorbeikommen und ein Rudel riesiger Herdenschutzhunde aus tiefster Kehle kläffend auf uns zustürmt, bin ich ganz froh in den einfacheren Passagen aufgeholt zu haben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die wolfsgewohnten Hunde nehmen ihren Job sehr ernst; sie haben es zwar eher auf unsere Lisa abgesehen, aber es soll auch schon Wanderer mit tiefen Fleischwunden gegeben haben. Jetzt verstehen wir, wozu Dato den Stock mit sich trägt und es gelingt ihm damit zum Glück die Angreifer erfolgreich in die Flucht zu jagen.

Kurze Zeit später erreichen wir die Schotterstraße. Nach einer kurzen Pause folgen wir dieser bis zum "Coffee Tea" Shop, unserem letzten Nachtquartier. Hier gibt es ein Zelt zum drunter sitzen falls es regnet und wir genießen den Luxus von Sitzgelegenheiten und Tischen - aus Paletten. Eva zaubert aus dem restlichen Buchweizen und Reis wieder ein leckeres Gericht mit Gurkensalat.

Die Nacht ist warm, am nächsten Morgen schon eindeutig zu warm für unsere Schlafsäcke.

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